Tom Strala
Tom Strala baut. Werke, die mal an mondäne Hochhäuser erinnern, mal an visionäre Fachwerkbauten. Er baut, mit dem Blick eines Architekten, mit dem sicheren Formgefühl für komplizierte Konstruktionen. Tom Strala ist ein Architekt, der keine Häuser baut, sondern Tische, Sessel und Leuchten.
Designer Tom Strala
Designer Tom Strala ist in Schaffhausen geboren und lebt und arbeitet in Zürich. Das Architekturstudium an der ETH Zürich schliesst er 2001 ab und beginnt während der anschliessenden Stipendienreise nach Brasilien (Erich Degen Stiftung – Thema: ‘Der gebaute Glaube an eine bessere Welt’) traditionelle Sichtweisen zu durchbrechen und sucht konsequent und gleichzeitig spielerisch nach eigenen Ideen. Tom Strala jagt dabei der Spur einer Idee nach, jedoch nicht um sie einzufangen oder gar zu erledigen, nein, um ihr Leben einzuhauchen – denn Ideen sind am schönsten wenn sie leben.
Künstler Tom Strala
Mit einer fast wissenschaftlichen Akribie analysiert der Künstler Tom Strala die Eigenschaften von Materialien, stöbert traditionelle Bezüge durch und überprüft jegliche Einflüsse auf ihre mögliche Verwendbarkeit im eigenen künstlerischen Schaffen. Konsequent entwickelt er weiter und erschafft Neuartiges und doch Vertrautes. 2005 wird die Serie tms mit dem Award ‘Europes Luminaire of The Year’ ausgezeichnet und der eigene, neue Stil von Tom Strala in der Fachpresse gelobt. 2007 führte Tom Strala als Jurypräsident den ersten (ida) ‘Innovation and Design Award 2007’ in Zürich zum Erfolg.
Die Designfirma STRALA erfreut sich zunehmender Bekanntheit im schweizer – und im internationalen Kunstmarkt. Die neuesten Objekte (Bartok 2007, Nelumbo 2007, Napoli 2006, Kalahock 2007) schaffen eine Brücke zwischen Kunst und Gebrauch und sind als „gebaute Ideen“ im internationalen Markt positioniert.
Objekte Tom Strala
Wenn Tom Strala ein Objekt entwirft, dann geht es ihm nicht allein um die Form. Ihn interessieren die Sehnsucht und die Kraft, die darin steckt. Vom 2. bis 4. November ist der Architekt und Designer mit seinen Objekten an der Designgut in Winterthur zu Gast.
Architekt, Designer, Denker? Tom Strala ist alles – und nichts. Nichts ausschliesslich auf jeden Fall. Der 38-jährige bewegt sich zwischen Parallelwelten. Ihn interessieren Reibungsflächen und Dinge, die man nicht auf den ersten Blick erfassen kann. Und weil er für das, was er ist, keinen besseren Namen hat, bezeichnet er sich als Künstler. Andere Künstler und Galerien sind es auch, die er mit seinen Objekten anspricht und die seine Möbel kaufen. Ob Leuchte oder Stuhl, seine Objekte verkörpern Ideen. Die Fragen danach kann er nicht geradlinig und einfach beantworten. Immer kommt er ins Erzählen und Philosophieren – und verliert dabei oft den Anfang der Frage.
Architekt Tom Strala
Es ist schwierig, ihn zu fassen. Der Architekt Tom Strala hat eine liebt das Vage, Schwebende und die Zwischentöne. «Die Welt ist nicht schwarz-weiss, sie ist grau.» Das teilt er auch den Leuten auf seiner Website mit. Tom Strala schwarz auf weiss in einen Zeitungsartikel zu bannen ist eigentlich fast unmöglich.
Die Kraft der Idee im Zen¬trum
Die Form als reine Form interessiert den Gestalter nicht, und dass seine Objekte andere Menschen ansprechen, scheint ihn er eher zu überraschen. Tom Strala will «mehr als schöne Dinge schaffen.» Es ist die Kraft der Idee, die er in ein Objekt zu verwandeln will. Obwohl der kommerzielle Erfolg für ihn nicht im Zen¬trum steht und er auf Zeiterscheinungen bewusst mit einem Gegentrend antwortet, kann er heute von seinen Kreationen leben. «Ich sage den Leuten ja nicht, sie sollen es vermeiden, meine Objekte zu kaufen.»
Erfinder Tom Strala
Der Erfinder Tom Strala begibt sich in Prozesse und es ist die Idee eines Möbels oder eines Objekts, die ihn fasziniert. Es ist die Leidenschaft für einen Grundgedanken, die ihn treibt.
Wie etwa bei seiner Leuchte «TMS», für deren Entwicklung er vier Jahre gebraucht hat: Ausgangsmaterial ist ein Stück Stahlblech, das mit dem Laser eingeschnitten wird. Danach wird das Blech – ähnlich der japanischen Papierfaltkunst Origami – von Hand gefaltet. In dem er das Blech ins Volumen führt, fängt es «den Kippmoment ein, die Leuchte wird zum Zwitter, der die Fläche und das Volumen beinhaltet», sinniert Strala. Dass die Leuchte dann erhellt zauberhaft geheimnisvoll ihr Licht streut, das nimmt er selber erst jetzt so richtig wahr, seit er sie in seiner Wohnung aufgehängt hat. Vor seinem Umzug vermied der Künstler es, sich mit eigenen Objekten zu umgeben. Weil ihm eine Leuchte fehlte, behalf er sich mit einer von seinen «TMS».
Tom Strala Kunst
Und so hat er nun, nach acht Jahren «genug Distanz, sie zu betrachten, wie jemand anderer.» Um gleich nachzuschieben: «Wenn man Tom Strala Kunst verstehen will, muss man immer beachten, in welcher Zeit es entstanden ist.» Die erste «TMS» stammt aus den Jahren, in denen Leuchten unsichtbar zu sein hatten. «Andere Designer belächelten mich. In ihren Augen lag ich völlig falsch.» Damals. Jetzt ist das anders. Heute würde er wohl, wenn er den kommerziellen Erfolg anstreben wollte, ganz auf diese Leuchte setzen müssen und sie in noch mehr Varianten und Grössen anbieten.
Doch daran ist der Architekt und Designer nicht interessiert. Vielmehr will er Neues schaffen, sich mit frischen Ideen auseinandersetzten, im Bestreben Wiederholungen zu vermeiden. «Sich selbst zu zitieren ist genauso langweilig, wie andere zu zitieren.» Auch da kommt gleich die Einschränkung: «Wenn jedoch die Neuerfindung zum Selbstzweck wird, wie das zum Teil bei bekannten Architekten der Fall ist, dann ist auch das durchschaubar.»
Primitive kunst
Bei Tom Strala gleicht kein Objekt dem anderen. Das einzig gleiche ist die primitive Kunst. Der Sessel «Kalahari» zum Beispiel widersetzte sich dem Trend zur totalen Reduzierung. 2005, als der Stuhl entstand, war absoluter Minimalismus angesagt. «Alles war kubisch, jede Verbindung, jede Konstruktion musste versteckt werden.» Bei «Kalahari» ist das anders. Der Stuhl zelebriert die Verbindungen: Die Grundstruktur besteht aus Metallrohren, die durch Gerüstschellen, wie sie bei Baugerüsten verwendet werden, verbunden sind. Dar¬über ist ein Leder gespannt, alle Bestandteile des Stuhles sind sichtbar gemacht. Während «Kalahari also etwas Sperriges hat, entwickelt die Leuchtskulptur «Calamares» dagegen eine futuristische Schönheit. Und das, obwohl hässliche Ener¬gie¬sparlampen die Grundbausteine bilden und mit weissen Aluminium-Rohren auf eine Kugel montiert sind.
Archaik
Strala
Eine Geschichte hat auch der «Frankenstein Chair». Es ist reine Archaik. Zwei Jahre hat der gebürtige Schaffhauser für seine Entwicklung gebraucht. «Der Stuhl handelt von der Begierde, alles zu besitzen», heisst es im Beschrieb. Er besteht aus drei Stühlen , aus Ron Arads «Tom Vac», Jean Prouvés «Cité und Arne Jacobsons «Serie 7». Und dann hatte ein anderer fast zeitgleich eine ähnliche Idee und war damit in allen Medien präsent. «Ich hätte es wissen müssen. Auf den Minimalismus musste etwas Gegenteiliges folgen.»
Objet brut
Ein Lieblingsobjekt hat der Architekt nicht. Seine Vorlieben ändern sich, wie die Zeit sich wandelt. Und doch:das Objet brut «Bartok» ist ihm ans Herz gewachsen. Fast liebevoll streicht er über die Betonplatte, als er erklärt, was der niedrige Salontisch darstellt: Wenn ein Haus aus Beton abgebrochen wird, bleibt ein Wirrwarr von Eisenstäben zurück, die kreuz und quer aus den Betonbrocken ragen. «Bartok» ist die Umkehrung und die Ästhetisierung dieses Phänomens: Das Grundgerüst des Beistelltisches besteht aus Armierungseisen, die Platte aus Beton ist darüber gegossen.
Konstruktivistisch
Vom jüngsten Objekt, einem konstruktivistisch Tisch «Ponte» gibt es erst einen Prototypen. Mit ihm hat Tom Strala jedoch viel vor: Während er die bisherigen Kreationen alle in limitierter Stückzahl herstellen liess, will er mit «Ponte» in die Serienproduktion einsteigen. Wie seine anderen Objekte entzieht sich auch der neue Tisch der Mode und dem Trend. Das Untergestell besteht aus massiven, in Fachwerkmanier miteinander verbundenen Eichenteilen. Die Tischplatte ist aus Glas. Das bringt sie auf Distanz optisch zum Verschwinden, was wiederum die Konstruktion des Gestells in den Vordergrund rückt.
Tom Strala
(geb. 1974)Von Beginn an war das Experimentieren essentiell. Ganz im Gegensatz zum heutigen Design, das sich als Konsumgut stark macht, drückt Tom Strala mit seinen Objekten Freiheit aus. Das Erschaffen als wichtiger Teil des Prozesses gibt dem Werk die heute verloren gegangene Unmittelbarkeit zurück. Die Objekte verkörpern Schlachtfelder, wo sich Lust, Kraft, Zerbrechlichkeit, Banalität oder Monumentalität gegenüberstehen.